Twice Colonized – Über die Rechte indigener Völker

Ein Gespräch mit Aaju Peter, Anwältin und Aktivistin für indigene Rechte

In „Twice Colonized“ nimmt uns Regisseurin Lin Alluna mit auf eine bemerkenswerte Reise in das Leben und die Kämpfe von Aaju Peter, einer engagierten Verfechterin der Rechte der indigenen Völker der Arktis. Durch die Linse dieser kraftvollen Dokumentation erkunden wir die Herausforderungen, Widerstandsfähigkeit und Transformation einer Frau, die gegen die giftigen Auswirkungen des Kolonialismus kämpft. Unser Interview mit Aaju Peter enthüllt Einsichten, die den Geist verändern und den Film zu einem unverzichtbaren Sehvergnügen machen.

Human Rights Film Festival Berlin (HRFFB): Wie hat Lin Alluna Sie kennengelernt und warum haben Sie am Film mitgewirkt?

Aaju Peter: Ich habe Lin Alluna in Kopenhagen getroffen, denn ich wurde eingeladen, über die Robbenjagd und die negativen Auswirkungen des europäischen Robbenverbots auf das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Wohl der Inuit im zirkumpolaren arktischen Gebiet zu sprechen. Lin hatte mich draußen auf einer der Straßen in Kopenhagen gesehen und mich einfach so angesprochen. Als sie mich fragte, ob ich mit ihr Kaffee trinken wolle, stimmte ich zu. Sie interessierte sich für meine Geschichte, also erzählte ich ihr von meinem Schulbesuch in Dänemark als Kind und wie ich meine Muttersprache und meine Verbindung zu meiner grönländischen Kultur und Identität verloren habe.

Ich erzählte ihr auch von 1979. Ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Grönland gab es ein großes Treffen von Inuit aus Grönland, Kanada und Alaska. Ich wusste bis dahin nicht, dass es andere Inuit gab als Grönländer. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe einen der kanadischen Inuit getroffen und bin mit ihm nach Iqaluit gezogen, als er 1980 zu einem Besuch nach Nunavut in Kanada zurückkehrte. Seit 1981 lebe ich in Iqaluit.
Ich glaube, ich setze mich für die Rechte der Inuit ein, weil sie mir genommen wurden. Als Kind hatte ich keine Wahl – doch als Erwachsene schon, also habe ich mich dafür entschieden, die Sprache und Kultur der Inuit zu schützen.

Ich glaube, ich setze mich für die Rechte der Inuit ein, weil sie mir geommen wurden. Als Kind hatte ich keine Wahl – doch als Erwachsene schon.
Foto von Aaju Peter
Aaju Peter, Anwältin und Aktivistin für indigene Rechte

HRFFB: Was soll das Publikum aus dem Film mitnehmen?

Peter: Dass andere dir ihre Sprache und Kultur aufzwingen, deinen Verstand vollständig einnehmen und dir deine Sprache und Kultur rauben können. Aber mit harter Arbeit und Beharrlichkeit kannst du zurückgewinnen, was dir genommen wurde, und darüber hinausgehen.

Als mich jemand wütend gemacht hat, hat mir meine Schwiegermutter gesagt: „Es ist deine Wahl, wütend zu werden, niemand kann dich wütend machen.“ Sie hatte recht, denn wir haben alle eine Wahl und treffen jeden Tag Entscheidungen.
Ich habe verstanden, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen müssen, das Leben für uns selbst und für andere besser zu machen. Es geht nicht nur um dich. Es geht um uns alle.

Mit harter Arbeit und Beharrlichkeit kannst du zurückgewinnen, was dir genommen wurde, und darüber hinausgehen.
Aaju Peter, Anwältin und Aktivistin für indigene Rechte

HRFFB: Wo finden Sie Inspiration?

Peter: Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ich finde, ihre Herangehensweise besteht darin, dass das Leben voller Möglichkeiten steckt. Ich finde, dass ihr Denken nicht eingeschränkt ist, was im Leben alles getan werden kann. Ich finde das so erfrischend. Ich finde meine Inspiration auch bei Weltführern, die trotz unglaublicher Hindernisse, Entbehrungen und scheinbar unmöglicher Ziele zu Veränderungen angeregt haben. Es inspiriert mich, dass sie am Ende eines Lebens voller Kampf durchgehalten und die Welt für andere besser gemacht haben.
 

21. SEPTEMBER 2023