Die Erdbeben in der Türkei und in Syrien, der Krieg in der Ukraine oder die Flut im Ahrtal sind Beispiele für Krisen und Katastrophen, die überwältigende Solidarität in der deutschen Bevölkerung ausgelöst haben. Ein Grund für die große Anteilnahme ist die mediale Berichterstattung, die uns das Schicksal der betroffenen Menschen bildstark emotional näher bringt und Leid und Zerstörung sichtbar macht.
Doch längst nicht alle Krisen sind auf diese Art und Weise sichtbar – das Schicksal von Millionen von Menschen in Krisenregionen weltweit bleibt ungesehen. Mit der vom Auswärtigen Amt beauftragten Kampagne "#InDenFokus" wollen 30 humanitäre Organisationen auf diese sogenannten vergessenen Krisen aufmerksam machen. Stellvertretend für die vielen Krisen abseits des öffentlichen Interesses blicken wir im Rahmen der Kampagne auf den Libanon, den Südsudan und Bangladesch: drei Länder, die kaum in den Nachrichten auftauchen, obwohl die humanitäre Situation vor Ort teilweise katastrophal ist.
Gemeinsam mit Aktion gegen den Hunger und den Johannitern zeigen wir daher drei eindrucksvolle Kurzfilme aus den drei Fokusländer am 5. Mai im City Kino Wedding und und drei Langdokumentarfilme im Rahmen unseres HRFFB@Home-Kanals online als Stream!
Vergessene Krisen im Kino
5. Mai, 19.30 Uhr
City Kino Wedding, Müllerstraße 74, 13349 Berlin
Südsudan/South Sudan
On the White Nile
Akuol de Mabior
13 min I OmeU
Der Film On the White Nile der Filmemacherin Akuol de Mabior nimmt uns mit in die Welt von Rebecca Lith Chol. Vom Heck ihres langen Holzbootes aus steuert Rebecca ihre Besatzung den Weißen Nil hinunter und betreibt ihr kleines Fischereigeschäft. Sie ist eine beeindruckende, mutige Frau, die ihr Boot, ihr Geschäft und ihr Schicksal im Griff hat. Ihr Leben ist voller Ungewissheit, doch trotz aller Widrigkeiten sind ihre philosophische Einstellung und ihr starkes Herz ihr Antrieb.
Gefolgt von einem Gespräch mit Kira Fischer, Leitung Advocacy Aktion gegen den Hunger Deutschland.
Bangladesch/Bangladesh
SHOBE SURFS
Elizabeth D. Costa
36 min I OmeU
Shobe besucht den einzigen Surf Club an der Küste von Bangladesch, in dem auch Mädchen surfen dürfen. Das Surfen ist für die 13-Jährige aus dem Slum mehr als nur ein Sport. Es ist ihr Ticket in eine bessere Welt. Während ihre Familie erwartet, dass sie möglichst bald heiratet und sie am liebsten zum Arbeiten in den Oman schicken würde, zeigt ihr Surflehrer Rashed eine Alternative, wie sie der Armut entfliehen kann, in die sie hineingeboren wurde.
Gefolgt von einem Gespräch mit Mohammad Akmal Shareef, Länderdirektor von Aktion gegen den Hunger Bangladesch.
Libanon/Lebanon
The Lebanon I Dream of
Mounia Akl
3 Min I OmeU
Diese Revolution hat uns die Augen geöffnet und uns inspiriert. Dies ist eine Erinnerung an all die Gründe, warum wir auf die Straße gegangen sind, und ist all den Menschen gewidmet, die aktiv daran arbeiten, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Gefolgt von einem Gespräch mit der Journalistin und Autorin Edith Löhle (tbc).
Mehr Filme? Jetzt streamen!*
*Alle Filme sind in Deutschland online verfügbar zwischen 1. und 31. Mai 2023.
2020 I 87 min I OmeU
Abbas Fahdel
Bitter Bread
Eine Gruppe Geflüchteter aus Syrien hat sich vorübergehend im Beqaa-Tal im Nachbarland Libanon niedergelassen. Hier leben und arbeiten sie unter der Aufsicht eines lokalen Verwalters, von dem sie ihr Land pachten, ihren Lohn verdienen und bei dem sie verschuldet sind. Ihre Stahlhütten und Zelte aus Plastikplanen bieten kaum Schutz vor den saisonalen Überschwemmungen und den Launen einer unwirtlichen Natur. BITTER BREAD erzählt von dem täglichen Kampf um ein menschenwürdiges Leben.
2022 I 85 min I OmeU
Akuol de Mabior
No Simple Way Home
Akuol de Mabior war 16 Jahre alt, als ihr Vater bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam - nur drei Wochen nach seinem Amtsantritt als Vizepräsident des Sudan. John Garang de Mabior, der die Befreiungsbewegung über zwanzig Jahre lang angeführt hatte, wird heute als Gründervater des Südsudan verehrt. Die Regisseurin, die im Exil geboren und aufgewachsen ist, folgt ihrer Mutter und ihrer Schwester in die junge Republik, in der sie nun leben und in der sie beide ihre Rolle gefunden haben. Währenddessen fragt sich die junge, unverheiratete Akuol de Mabior, wie und ob dieses vom Bürgerkrieg zerrissene Land jemals ihre Heimat werden kann. Mit ihrer Kamera macht sie sich auf die Suche nach Antworten. De Mabiors Suche ist begleitet von Angst und Zweifel.
2020 | 88 min | OmeU
Mélanie Carrier, Olivier Higgins
Wandering - A Rohingya Story
“What happened is not only about us. It is about human beings.” Kutapulong in Bangladesch, das weltgrößte Flüchtlingslager, ein Ort wie in der Zeit gefangen. Fast 700.000 Rohingya-Muslime leben hier in beengten Notunterkünften, unerwünscht und ohne Perspektive. Ihre Tage sind lang, Licht und Dunkelheit, Stärke und Verzweiflung liegen dicht beieinander. Der Film erzählt den rauen, eintönigen Alltag zwischen Gedichten und Albträumen, Essensausgabe und Fußballspielen. Bilder großer Schönheit und sanfte Poesie machen vergangenen Schrecken und den einfachen Wunsch nach Freiheit umso spürbarer. Ein kraftvoller, zutiefst menschlicher Film, poetisch wie ein Gemälde.