Am vergangenen Freitag ist Benjamin Ferencz - eines unserer großen Vorbilder - im Alter von 103 Jahren gestorben.
Er war der letzte überlebende Ankläger der Nürnberger Prozesse und ein langjähriger Verfechter der Menschenrechte und des internationalen Strafrechts.
Als Sohn illiterater Einwanderer besuchte er die juristische Fakultät in Harvard und war mit nur 27 Jahren der jüngste Ankläger bei den Nürnberger Prozessen. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er damit, sich für einen internationalen Strafgerichtshof und für gesetzliche Regelungen zur Verhinderung von Angriffskriegen stark zu machen.
Mit seinem Witz und Charme war er eine Quelle der Inspiration und ein unermüdlicher Verfechter starker internationaler Organe zur strafrechtlichen Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen. Im Jahr 2021 widmete ihm das Festival eine eigene Filmreihe statt, und HRFFB-Direktorin Anna Ramskogler-Witt hatte die Ehre ihn zu interviewen.
In conversation with Benjamin Ferencz
Benjamin Ferencz: Ein ganzes Leben für den Frieden und die Menschlichkeit
Als junger Jurist sicherte Benjamin Ferencz Beweismittel in den Konzentrationslagern. Mit nur 27 Jahren wurde er 1947 einer der Chefankläger der Nürnberger Prozesse. Seither widmet er sein Leben der Gerechtigkeit.
Benjamin Ferencz, 101 Jahre alt, ist der letzte noch lebende Chefankläger der Nürnberger Prozesse. Noch heute setzt er sich fürs Völkerrecht ein. “Ich kann nicht aufgeben, weil ich weiß, dass ich Recht habe. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch machen kann. Aber solange ich kann, werde ich das machen”, sagt Ferencz.
WATCHERS OF THE SKY
ein Film von Edet Belzberg
120 min | US | 2014 | Englisch
WATCHERS OF THE SKY die Zuschauer*innen mit auf eine Reise von Nürnberg nach Den Haag, von Bosnien nach Darfur, zeigt Kriminalität und Gerechtigkeit, Apathie und Aktionismus.
Die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und später im Nachkriegsdeutschland prägten den Harvard-Absolventen. Bevor er in einem der größten Mordprozesse 24 Männer der "SS-Einsatzgruppen" stellvertretend für deren insgesamt rund 3.000 Mitglieder anklagte, war er selbst als amerikanischer Soldat im Einsatz.
Der Sohn jüdischer Eltern, der in den transsilvanischen Karpaten, im damaligen Ungarn und heutigen Rumänien geboren wurde, wuchs in Armut in New York auf. Heute sagt er über seine Zeit im Nachkriegsdeutschland: “Was mir bei meiner Arbeit in Deutschland am meisten wehgetan hat, ist, dass nie jemand zu mir kam und gesagt hat: ‘Hey Ben, du bist Jude. Was wir getan haben, tut mir leid.’ Niemand. Nicht eine Person.”
Keine Rache, sondern Gerechtigkeit
Trotzdem will Ferencz keine Rache an den Kriegsverbrechern nehmen. “Ich weiß, dass nicht alle Deutschen böse sind. Im Gegenteil. Der Krieg kann Menschen böse werden lassen.” Was Ferencz will, ist eine Welt voller Gerechtigkeit und ohne Krieg.
"Ich arbeite die ganze Zeit ununterbrochen. Es ist ein Trauma. Ich kann nicht damit aufhören.” Während er das sagt, deutet Ferencz auf seinen Schreibtisch in seinem Haus in Florida. Er ist übersät mit Papierstapeln und Büchern, die nur darauf warten, von ihm bearbeitet und gelesen zu werden.
An junge Menschen hat Benjamin Ferencz zwei einfache und doch eindrückliche Ratschläge: “Law not war” und “Nie aufgeben, nie aufgeben und nie aufgeben!”
Text: Helena Düll