Willkommen im Jahr 2023! Wir freuen uns auf ein neues Jahr voller herausragender Dokumentarfilme, inspirierender Begegnungen und aufrüttelnder Gespräche. Wir hoffen, dass 2023 ein gerechteres und friedlicheres Jahr wird. Unsere Gedanken sind bei den Menschen auf der ganzen Welt, die unter repressiven Regimen leben, die mit Krieg und bewaffneten Konflikten konfrontiert sind und die ihre Lebensgrundlage durch Klimakrisen wie Dürren und Überschwemmungen verlieren.
Im Jahr 2022 gab es entmutigende Momente, wie den Beginn des Krieges in der Ukraine, den Ausschluss von Mädchen aus dem Bildungssystem in Afghanistan und das Verbot der Taliban für weibliche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, aber auch Zeugenberichte über die brutalen und tödlichen Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in Äthiopien oder die verheerende Lage im Jemen. Und so könnte man weitermachen.
Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - haben wir uns NICHT entmutigen lassen und all jene mutigen Menschen auf der Welt in den Mittelpunkt gestellt, die sich gegen Ungerechtigkeit wehren, wie die Frauen im Iran und in Afghanistan, die ihre Stimme gegen ihre Unterdrücker erheben, die Menschen in der Ukraine, die ihr Land verteidigen, und all die Aktivist:innen, die sich für Klimagerechtigkeit weltweit einsetzen, die für eine bessere Zukunft kämpfen.
Hier unser ganz persönlicher Rückblick 2022:
Zu Beginn des Jahres, genau am 24. Februar wurde unsere Welt von der Eskalation des Krieges in der Ukraine erschüttert, der bereits seit 2014 schwelte. Um den Konflikt zu kontextualisieren, luden wir zu einer Sondervorführung des Films „The Earth is as Blue as an Orange“ ein, gefolgt von einer Diskussion mit Daniela Schwarzer (Open Society Foundations), Julian Pahlke (Bündnis 90 / Die Grünen) und Jan Sebastian Friedrich-Rust (Aktion gegen den Hunger), moderiert von Kira Fischer (Aktion gegen den Hunger).
Um auf die wichtige Rolle der Frauen in aller Welt hinzuweisen und zu zeigen, wie unerlässlich/notwending der Kampf um Gleichberechtigung ist, haben wir im März vier herausragende Filme („Fly so Far“, „Bangla Surf Girls“, „Finding Sally“ und „Writing with Fire“) in unserem wunderbaren Partnerkino Sputnik am Südstern gezeigt. Der RBB berichtete über die Reihe: Jetzt Bericht ansehen!
Um die Zeit bis zum Festival zu verkürzen, luden wir in den Sommermonaten in das wunderschöne Sommerkino in den Atelier Gardens und zeigten inspirierende Filme wie „The Forest Maker“ und „Rebellion“. Ein Highlight war das Gespräch mit #RightLivelihoodAward-Preisträger Tony Rinaudo, auf dessen Initiative hin die Sahara mit über 200 Millionen Bäume die Sahara wieder begrünt wurde.
Im Oktober erreichte unser Jahr seinen Höhepunkt mit dem mit Spannung erwarteten Festival selbst, das ohne die Unterstützung unserer Kolleg:innen von der Aktion gegen den Hunger, unserer Hauptpartner Save the Children und Greenpeace, all unserer Freund:innen, Unterstützer:innen, Partner:innen und Förderer – insbesondere unserer Hauptförderer, dem Medienboard Berlin Brandenburg, dem Auswärtigen Amt und der GIZ im Auftrag des BMZ– und natürlich unserer großartigen Freiwilligen nicht möglich gewesen wäre. Ihnen allen möchten wir hier an dieser Stelle erneut ein großes Dankeschön aussprechen: DANKE!!
Wir dürfen auf eine fulminante Eröffnung des Festivals am 12. Oktober zurückblicken, im Rahmen derer der Eröffnungsfilm „Ithaka“ mit Standing Ovations und in Anwesenheit von Gabriel Shipton (Produzent und Assanges Halbbruder), John Shipton (Assanges Vater) und Stella Morris (Anwältin und Assanges Frau) gefeiert wurde.
Doch bevor der Film begann, erinnerten Filippo Grandi – Schirmherr des Festivals 2022 – und Luise Amtsberg – Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe – das Publikum an die vielen Grenzen, die jeden Tag auf der ganzen Welt überschritten werden.
Neben einem vielfältigen Filmprogramm und wunderbaren, intensiven Publikumsgesprächen im Anschluss an die Vorführungen wurde das Festival auch von einer Fotografie- und VR-Ausstellung, einer Lesung von Kira Vinke, einem Live-Podcast und einer Vorschau auf „Die Klimamonologe“ begleitet.
Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr das Human Rights Tattoo Kollektiv eingeladen, die Erklärung der Menschenrechte in den Mittelpunkt zu stellen und denjenigen, die sich bei dieser Veranstaltung einen Buchstaben aus der Erklärung tätowieren lassen, eine bleibende Erinnerung und ein Gesprächsthema zu bieten.
Zum dritten Mal in Folge fand auf dem Festival auch das Menschenrechtsforum statt, eine Workshop- und Konferenzreihe.
Der Schlüssel zum Mut sind Geschichten. Geschichten haben die Macht, zu inspirieren, aufzurütteln, Missstände und Unrecht anzuprangern und Lösungsansätze aufzuzeigen. Sie können bei Friedensprozessen eine wesentliche Rolle spielen und zur gesellschaftlichen Aufarbeitung einen großen Beitrag leisten. Im Rahmen der dreitägigen Konferenzreihe überlegten wir gemeinsam mit Expert*innen, wie Narrative zukünftig aussehen können, um Veränderungsprozesse zu unterstützen.
Hier unsere wichtigsten Take-Aways der einzelnen Tage:
Tag 1: Don’t Starve our Future
"Ungerechtigkeit ist der Kern der #Klimakrise – die Länder, die am wenigsten Verantwortung tragen, werden am stärksten betroffen sein." – Kira Vinke (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik)
"Filme sind eine großartige Möglichkeit, Ungerechtigkeit zu bekämpfen." - Volker Schlöndorff (Regisseur)
Für die diesjährige #COP in Ägypten haben wir eine kurze Zusammenfassung der Konferenz erstellt, die im deutschen Pavillon in Ägypten gezeigt wurde: YouTube
Tag 2: New Narratives
"Ökologie, Dekolonisierung und Feminismus sind miteinander verwoben und können nicht ohne einander vorankommen." – Aya Chebbi (Feministin, Aktivistin, Diplomatin)
"Das Erzählen von Geschichten hilft uns, die Vergangenheit aufzuarbeiten und das, was wir fühlen und erleben, als etwas zu validieren, das in dem wurzelt, was uns vor Generationen widerfahren ist." – Emma Inamutila Theofelus (Stellvertretende Ministerin für Information, Kommunikation und Technologie, Republik Namibia)
Tag 3: Open Societies
"Wir haben nie gelernt, mit der Masse an Informationen umzugehen, die uns jeden Tag erreichen. Wir haben nie gelernt, Nachrichten zu lesen. Das ist eine große Gefahr für die Demokratie." – Alexander Sängerlaub (Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog)
"Was können wir tun? - Gemeinsame Erfahrungen finden und Mitgefühl und Solidarität teilen." - Volodymyr Sheiko (Ukrainian Institute)
Neben dem Forum fand erstmalig eine Diskussionsreihe statt: 'Talking Humanity' stellte jeden Abend ein anderes aktuelles Thema in den Mittelpunkt. Die Talks fanden live in unserem Festivalzentrum in der Villa Elisabeth statt und wurden auf Alex Berlin übertragen. Ab Mitte Januar werden die Talks auch auf unserer Homepage zum Nachschauen verfügbar sein.
Auch im Rahmen der Preisverleihung am 21. Oktober feierte das Festival die Kraft des Geschichtenerzählens. Der Dokumentarfilm „Outside“ der ukrainischen Regisseurin Olha Zhurba über die turbulente Jugend des dreizehnjährigen Straßenkindes Roma wurde mit dem Willy-Brandt-Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi unseren Ehrenpreis für Demokratie und Freiheit stellvertretend für die unzähligen mutigen Frauen, die gegen das iranische Regime protestieren.
Am Ende des Jahres feierten wir den Internationalen Tag der Menschenrechte, indem wir gemeinsam mit unserem Partner, der Willy-Brandt-Stiftung, den Gewinner des Willy-Brandt-Dokumentarfilmpreises „Outside“ zeigten. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft schließlich veranstalteten wir gemeinsam mit der Stiftung des 1. FC Köln eine Lehrvorführung des Films „The Workers Cup“ für Schüler*innen, um auf die Menschenrechtsverletzungen in Katar aufmerksam zu machen und sie in einen Kontext zu stellen.