Seit der Machtübernahme durch die Taliban 2021 haben sich die Bildungschancen für Kinder in Afghanistan verschlechtert – vor allem für Mädchen.
Von Javier Luque & Gianna Main
Während die Einschulungsrate 2001 bei fast null lag, stieg sie 2005 auf 5 Millionen Schüler*innen und 2018 sogar auf 9,5 Millionen Schüler*innen an – Afghanistan erlebte Jahre des Fortschritts. Die höhere Einschulungsrate von Mädchen führte dazu, dass mehr Frauen Universitäten besuchten und stärker an der Wirtschaft des Landes beteiligt waren. Zwischen 2001 und 2018 ist die Zahl der Frauen an Universitäten von 5.000 auf 90.000 gestiegen. In dieser Zeit spielten Frauen eine immer wichtigere Rolle in der Wirtschaft und ihre Beteiligung trug zum Wirtschaftswachstum Afghanistans bei.
Doch im August 2021 fanden zwei Jahrzehnte des Fortschritts ein jähes Ende. Seitdem dürfen Schülerinnen der Sekundarstufe nicht mehr in den Unterricht zurückkehren und auch der Zugang zu Universitäten ist ihnen verwehrt. Mädchen dürfen den Unterricht ausschließlich bis zur sechsten Klasse besuchen. Alle anderen Mädchen und jungen Frauen müssen zu Hause bleiben. In der Öffentlichkeit verspricht die De-facto-Regierung immer wieder, dass Schülerinnen und Studentinnen bald wieder die weiterführende Schule bzw. die Universität besuchen können – doch niemand weiß, wann die Schulen und Universitäten für sie wieder öffnen werden.
Die Globale Bildungspartnerschaft (GPE) arbeitet mit Partnerorganisationen in Afghanistan zusammen, um sicherzustellen, dass alle afghanischen Kinder, einschließlich Mädchen, Zugang zu Bildung haben. Dabei leistet die GPE Unterstützung, ein Übergangssystem für den afghanischen Bildungssektor zu implementieren. Erste kleine Zuschüsse für die Verteilung von Schulbüchern (3 Millionen US-Dollar) wurden bereits genehmigt. Größere Zuschüsse werden derzeit erarbeitet, um Kindern, insbesondere Mädchen, in abgelegenen Regionen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Autor*innen: Javier Luque und Gianna Main, Globale Bildungspartnerschaft
GPE hostet beim Human Rights Film Festival Berlin den Film „Children of the Taliban“ sowie eine Diskussionsrunde zum Thema „Bildung für Mädchen in Afghanistan“.