Fotograf Alessandro Penso gibt einen schonungslosen Einblick in die Realität von Geflüchteten in Niger, das seit jeher das Land der "Schleuser" oder "Fährleute" ist, die Menschen durch ihr Territorium führen.
Ein Projekt von Alessandro Penso/ MAPS.
Europas neue Südgrenze
Schon immer haben Nigerianer*innen die Saharawüste, die West- und Nordafrika miteinander verbindet, durchquert. So wurde Niger zu einem Land der "Passeur*innen" oder "Fährleute", die Menschen durch sein Gebiet navigieren. Außerdem beherbergt das Land, das zu den ärmsten der Welt zählt, rund 300.000 Geflüchtete und Vertriebene, die vor Terror, Krieg und Hunger geflohen sind.
Seit dem Ende der Gaddafi-Ära hat die Zahl der Menschen, die versuchen, Europa zu erreichen, in Niger zugenommen. Schätzungsweise 90 Prozent der Menschen, die aus Westafrika nach Libyen und Europa wollen, passieren das Land. So wurde das Land de facto zur Südgrenze Europas.
Doch die Dinge ändern sich. Das Gesetz 36 verbietet es Geflüchteten, von der zentralen Stadt Agadez in Richtung der Nordgrenze des Landes zu reisen, wodurch auch die Arbeit der "Fährleute" illegal wird. Dies hat die Wirtschaft des Landes stark geschwächt, die EU jedoch dazu veranlasst, Niger zum höchsten Pro-Kopf-Empfänger ihrer Finanzmittel zu machen.
Der EU-Plan sieht vor, Niger zu einem Beispiel für Transitländer zu entwickeln, indem das Land zu einem Ort für temporäre Umsiedlungen für bestimmte Menschen wird, die zuvor in Libyen waren. Doch das Programm kommt nur schwer in Gang: Nur etwa 175 Flüchtlinge wurden bisher nach Europa umgesiedelt.
Alessandro Penso studierte klinische Psychologie an der Universität La Sapienza in Rom. Im Jahr 2007 erhielt er ein Stipendium für ein Studium des Fotojournalismus an der "Scuola Romana di Fotografia".
Alessandro engagiert sich stark in sozialen Fragen, in den letzten Jahren vermehrt auf Einwanderung im Mittelmeerraum. Seitdem produzierte er z. B. Arbeiten über Auffanglager in Malta, die Situation von Wanderarbeitenden in Süditalien und jungen Geflüchteten in Griechenland.
Homepage: www.alessandropenso.com